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Wegkapelle in Kaindlmühle um 1960. Foto: Sammlung Anton Kloiber
01_Kapellen im Bereich der ehem. Gde.Windpassing

Die Kapelle in Kaindlmühle

In Kaindlmühle, wo der Weg zur ehemaligen Mühle von der Kreisstraße abzweigt, steht eine kleine Kapelle. In der Inventarisation „Die Kunstdenkmäler von Niederbayern“ aus dem Jahre 1924 ist sie wie folgt beschrieben: “Wohl im 18. Jahrhundert entstanden. Rechteckige Anlage mit korbbogigem Tonnengewölbe. Nördlich und südlich je ein kleines Fenster, das gleich dem Zugange im wenig eingezogenem Rundbogen geschlossen ist. Geschindeltes Schopfwalmdach. Innen in der flachen Nische der Ostwand ein halblebens-großes Kruzifix aus Holz; ansprechende Rokokoarbeit um 1750.“[1]

1965/66 wurde die Straße Haag – Hundsdorf ausgebaut. Die dabei erforderlichen Sprengungen hatten der alten Kapelle derart zugesetzt, daß eine Sanierung des ohnehin morschen Mauerwerks nicht mehr sinnvoll erschien. Der damalige Kreisheimatpfleger Rudolf Hammel (gest. 2008) regte an, die Kapelle von Grund auf neu zu errichten. Zuvor ließ er jedoch das alte Gebäude durch den Architekten Kurt Liebe aus Obernzell genauestens vermessen. Von den Fenstern und den Türen wurden Modelle abgenommen, um sicherzustellen, daß der Neubau bis ins Detail der alten Kapelle entspricht. Das alles geschah auf Betreiben der Besitzerfamilie Schedel/Blum aus Wiesbaden und einvernehmlich mit Pfarrer Nikolaus Ruderer und Bürgermeister Josef Anetseder.

Die Abbrucharbeiten übernahm das katholische Werkvolk Haag, Baumaterialien wurden von ortsansässigen Firmen gestiftet; das Holz für den Dachstuhl und die Dachschindeln stellten die Familien Schedel und Blum zur Verfügung. Mit dem Zuschuß des Landratsamtes konnten die Lohnkosten für Maurer und Zimmerer bezahlt werden. Als Tür diente ein Gitter aus der Passauer Residenz, das das Landbauamt zur Verfügung gestellt hatte. Als im Jahre 1991 erneut Bauschäden auftraten, wurde die Renovierung zu Ende geführt, die 1971 bei einer reinen Bausanierung stehen geblieben war.

Anstelle des Kreuzes und der beiden Figuren, die auf Rat des Heimatpflegers Hammel nach ihrer Restaurierung durch den akademischen Maler Ohme nun auf dem Anwesen Kaindlmühle verwahrt werden, hängt ein Bild des Passauer Malers Friedrich Brunner in der Kapelle. Es zeigt einen Christus der auf dem Querbalken seines Kreuzes sitzt und fassungslos auf das schaut, was aus der Schöpfung geworden ist.

Der Passauer Keramiker Hans Fischer schuf die Kerzenhalter und das Weihwasserbecken, während der Schreiner Hans Ritt aus Wegscheid aus zwei bereitgestellten bäuerlich-barocken Kirchenbankdoggen eine Kirchenbank mit dazugehörigem Grundpodest schuf, stilsicher dem kleinen Raum integriert. Aus der Werkstatt von Hans Ritt stammt auch die neue Eingangstür, die weitgehend der originalen Tür entspricht und die gegen das Gitter aus der Residenz ausgetauscht wurde, das sich dann doch als nicht passend erwies.

Dem Stilgefühl der beteiligten Handwerker und Künstler ist es zu danken, daß ein Raum entstand, der überkommene Formen und zeitgemäßes Engagement  harmonisch und wie selbstverständlich verbindet. Altbischof Antonius Hoffmann weihte die Kapelle am 20. Juni 1992 und sagte dabei:“ Man kann Gott überall begegnen, doch kann man sich an einem festen Ort besser auf ihn konzentrieren.“

Über den Anlaß, der zum Bau des kleinen Gotteshauses führte, ist nichts bekannt. Lange Zeit diente sie der Müllerfamilie als Rahmen für Andachten und Rosenkränze. Seit die Kapelle neu geweiht ist, findet am Heiligen Abend für alle Bewohner der Kaindlmühle, die daran teilnehmen wollen, eine kleine Andacht statt. Es wäre schön, wenn in Zukunft durch regelmäßige Maiandachten die Kapelle wieder mehr in das kirchliche Leben der Gemeinde integriert werden könnte.



[1] Röttger 1983, 49 f.; Dagegen gibt die Denkmalliste des bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege als Zeitpunkt der Entstehung das erste Drittel des 19. Jahrhunderts an.

Arbeitskreis Dorfgeschichte Haag

Textbeitrag: Anton Kloiber, Werner Blum

 

Die Kapelle in Aubach

 

In Aubach steht, etwas versteckt hinter dem Steil Anwesen, die Kapelle der Familie Bablitzka. Über dem Eingang sind zwei Tafeln angebracht. Auf einer steht „Jakob Krinninger hat diese Kapelle zu Ehren der allerheiligsten Dreieinigkeit errichtet im Jahre 1843.“ Auf dem zweiten Schild steht „Erneuert Anno Domini 1977 von Familie Emma und Johann Bablitzka. – Von Gott der Segen, von uns die Arbeit, Herr zu deiner Ehr .“ 1868 hat ein Herr Bayer das Anwesen der heutigen Bablitzka’s samt der Kapelle käuflich erworben. Von ihm ging der Besitz an die Familie Bablitzka.

Das Grundstück auf dem die Kapelle steht, ist mit einem Jägerzaun eingezäunt. Rechts vom Eingang steht eine große Figur aus Granit, die den „Guten Hirten“ darstellt. Daneben liegt ein Steinquader, in den die „Abendmahlszene“ eingemeißelt ist. Beide Kunstwerke stammen vom Steinhauer Fritz Schramm aus Hauzenberg und wurden 1977 angefertigt. 

Die Kapelle wurde um 1960 renoviert, allerdings wurden zu der Zeit nur die gröbsten Schäden ausgebessert. 1977 wurde sie vollständig erneuert. Beratend standen das Denkmalamt und das Diözesanbauamt sowie der Pfarrer von Haag, Dr. Alois Arndt zur Seite. Die Sitzbänke, in denen 30 Personen Platz finden, wurden von der Schreinerei Zellner in Haag hergestellt, ebenso die Holzdecke und die Fenster. Die vier großen, auf Leinwand gemalten Bilder stammen vom Anwesen Bablitzka. Sie wurden 1977 von dem Restaurator Ohme aus Passau restauriert, ebenso das Bild unter dem Altar, das auf einfache Holzbretter gemalt ist. Auf dem Altar steht eine Muttergottesfigur, die von Pfarrer Dr. Arndt in Fatima beschafft wurde.

Die 1997 anstehenden Malerarbeiten übernahm die Fa. Schlager in Hauzenberg. Dabei hat die Decke im Altarraum einen „Heiligen Geist“ in Form einer Taube erhalten. 1998 wurde außen alles neu gestrichen. Im Monat Mai findet fast täglich eine Maiandacht hier statt, die schon seit Jahrzehnten von Emma Bablitzka gestaltet wird.  Leider werden nur mehr wenige Gottesdienste hier gefeiert.

Arbeitskreis Dorfgeschichte Haag

Textbeitrag: Anton Kloiber

 

 

Die Kapelle in Innerhartsberg

 

In Innerhartsberg hinter dem Anwesen Maderer steht die Innerhartsberger Kapelle. Die Kapelle wurde gebaut von einer Familie Fürst, später Höfenkrieg, heute Meisinger. Das Anwesen Fürst war angeblich das größte Anwesen in der Gemeinde. Der Grund für den Bau der Kapelle war eine schlimme Viehseuche, vermutlich Milzbrand. Mit der Heirat von Maria Höfenkrieg in das Anwesen Göppl ging die Kapelle in deren Besitz über.

Es ist nicht bekannt, wann die Kapelle gebaut wurde. Es wird erzählt, dass sie Mitte des 19. Jhs. erbaut wurde. In der Kapelle hängen Votivtafeln, die Älteste davon ist auf 1828 datiert.

Im Buch „Kunstdenkmäler von Niederbayern“ ist die Kapelle wie folgt beschrieben:

Einfache, rechteckige Anlage, wohl aus dem späteren 18. Jh. Nach Westen ausgerichtet. Der einspringende, flachrunde Chorbogen scheidet den querrechteckigen böhmisch gewölbten Chor vom quadratisch flachgedeckten Langhaus. In Chor und Langhaus südlich und nördlich je ein Rundbogenfenster. Walmdach; östlich Schopfwalm und hübscher vierseitiger Dachreiter; alles geschindelt. Auf dem Altar steht ein ansprechender kleiner Aufsatz im Spätrenaissancestil des früheren 17. Jhs. Es handelt sich offenbar um den Aufzug eines größeren Altarwerkes. Das Altarbild ist modern.[2]

Die letzte Renovierung war 1980-1982. Dabei wurde die Kapelle neu verputzt, bekam eine neue Holzdecke und einen neuen Fußboden, der von der Firma Wiltschko aus Hauzenberg verlegt wurde. Das Dach wurde mit Holzschindeln

neu eingedeckt, die Josef Krinninger (Grofa Sepp) herstellte; er fertigte auch die Eingangstür (links im Bild). Die neuen Holzbänke machte Otto Bauer  aus Hauzenberg. Der schöne hölzerne Altar wurde von Alois Baumgartner aus Petzenberg restauriert. 1982 hat Dr. Alois Arndt, Pfarrer von Haag, die Kapelle geweiht. Im Innenraum hängen links und rechts mehrere Votivtafeln und Hinterglasbilder. Zwei größere Bilder aus Leinwand hängen an der Wand vor dem Altarraum. Vor dem Altarbild steht ein Glaskasten mit einem „Fatschnkindl“ darin. Gottesdienste  werden in der Innerhartsberger Kapelle nicht mehr gefeiert. Es finden aber vereinzelt noch Maiandachten statt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

[2] vgl. Röttger 1983, 48

Arbeitskreis Dorfgeschichte Haag

Textbeitrag: Anton Kloiber

Dorfkapelle in Jahrdorf
02_Kapellen im Bereich der ehemaligen Gemeinde Jahrdorf

 Dorfkapelle in Jahrdorf

1900 Anfang dieses Jahrhunderts stand an der rückwärtigen Wand eines „Troadkastens“, dort, wo jetzt die Kapelle steht, ein großes hölzernes Kreuz. Dieser „Troadkasten“ gehörte dem Bauern Josin (Familienname Anetzberger), dem damals größten Bauern in Jahrdorf. Lange bevor die Kapelle gebaut wurde versammelten sich die Dorfleute bei diesem Kreuz zu Maiandachten und Rosenkränzen. Später kam das Kreuz für lange Zeit zum „Wagnerhaus“, bevor es nach dessen Abbruch an die Dorfstraße versetzt wurde.

 

1914 Der erste Weltkrieg brach aus. Bald spürte man das auch in Jahrdorf, als 13 junge Männer zum Militärdienst einberufen wurden: Franz, Josef und Mathias Url, Josef und Johann Hackinger, Friedrich Göppel, Vitus Meisinger, Johann Niederl, Johann Waldhauser, Franz Grinninger, Josef Windpassinger, Josef Koll und Johann Anetzberger. Letzterer war der einzige Sohn des Bauern Josin und damit der spätere Hoferbe. Es ist deshalb nur zu verständlich, dass sich der Vater große Sorgen machte. Er wollte alles für den geliebten Sohn tun und versprach deshalb: „Wenn der Hans wieder gesund vom Krieg heimkommt, dann baue ich eine Kapelle.“

 

Es kam leider anders. 1916 starb Hans Anetzberger durch einen Granatschuss in Nordfrankreich.

 

Eine steinerne Tafel in der Kapelle erinnert an Hans Anetzberger und zeigt auch die Kugel, durch die er angeblich 1914 verwundet wurde. Das Gelöbnis des Vaters hatte man im Dorf nicht vergessen und – obwohl sein Sohn leider nicht mehr heim kam - trotzdem die Kapelle errichtet. Bauer Josin stellte den Grund hierfür zur Verfügung. Den Bau der Kapelle selbst erlebte er nicht mehr. Bauer Josin und auch seine Frau verstarben anfangs der 20-iger Jahre. Hoferben wurden zwei Neffen und eine Nichte. Aber schon einige Jahre später musste der einst so stolze Bauernhof versteigert werden.

 

 

 

1925 Die Dorfgemeinschaft, die etwa 80 Menschen - aufgeteilt auf sechs Höfe und vier Häuser - umfasste, beschloss nun den Bau einer Kapelle auf dem Josingrund. Am 9. März 1925 wurde mit dem Bau unter der Regie von Maurermeister Höllinger begonnen und am 6. Oktober 1925 war die Kapelle fertiggestellt. Den hölzernen Hochaltar, die Bänke und die bunten Glasfenster fertigte Tischler Sonnleitner aus Germannsdorf.

 

1926 Im Frühjahr wurde die Kapelle feierlich eingeweiht. Zur Ausstattung gehörten jetzt auch ein Bilderkreuzweg und die Figuren des Hl. Florian, des Hl. Leonhard und des Hl. Joseph. Hier versammelten sich nun die Jahrdorfer zum gemeinsamen Rosenkranzgebet und zu den Maiandachten. Früh, mittags und abends läutete die Glocke zum Gebet. Bauer Windpassinger hatte sie mit dem Fuhrwerk aus Passau herangeschafft. Fortan kündete diese als Sterbeglocke auch vom Tod eines Dorfbewohners. 1994 fiel das Glockengeläut leider dem starken Verkehr durch den Ort zum Opfer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1970 Der Vorbau der Kapelle musste der breiter werdenden Ortsdurchgangssstraße weichen.

1971 Der Innenraum wurde umgestaltet: Der Altaraufsatz kam weg, die Bänke wurden erneuert und der Boden gefliest.

 

1977 Im Dezember feierten H.H.Pfarrer Rauschecker erstmals eine Heilige Messe in der erneuerten Dorfkapelle.

 

1985 Unter Mithilfe aller Jahrdorfer wurde die Kapelle gründlich renoviert. Sie erhielt ein neues Dach, einen Altartisch aus Granit und neue Fenster. Eine hölzerne Marienfigur des Bildhauers Haimerl aus Bischofsmais schmückte nunmehr den Altarraum.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1995 Im Außenbereich wurden umfangreiche Ausbesserungs- und Erneuerungsarbeiten durchgeführt.

 

1996 Der Altarraum wurde von Bildhauer Manfred Werner aus Waldkirchen neu gestaltet. Seine Holzskulptur des Heiligen Nikolaus von der Flüe (1417 bis 1487), dem Patron des Landvolkes, hielt Einzug in die Dorfkapelle.

Am 29. Juni 1996 feierte die Dorfbevölkerung zusammen mit Pfarrer Josef Tiefenböck und Pfarrer Rauschecker den 70. Geburtstag der kleinen und schmucken Dorfkapelle.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Textbeitrag:

E.v.Korff-Grünberger

 

Quellen:

Dorfchronik der Kapelle sowie Bilder von Hans Simmerl, Jahrdorf

Schlager Karl „Im Zeichen der Frömmigkeit“, Hauzenberg Mai 1997, Seite 90/91

 

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